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Geschichte des Posaunenchores
Marienberg

 Seit dem Jahre 1884 gibt es in Marienberg den Evangelisch-Lutherischen Männer - und Jünglingsverein. In kurzen  Abständen wechselten die Leiter. 1893 übernahm als Leiter des Vereines diese Aufgabe Herr Diakonus Pilz, der aus Dresden stammte. Inzwischen war der Verein von der Bahnhofstraße in die Zschopauer Straße umgezogen. Das Haus war die Gaststätte "Zum Garten", heute in Besitz der Familie Scheffler. Diakonus Pilz entfaltete ein reges Vereinsleben. So suchte er 1894 nach musikalischen Leuten, um einen Posaunenchor zu gründen.

4 Männer stellten sich dieser Aufgabe. Unter der Anleitung eines Marienberger Musikers, der in den Niederschriften des Posaunen-chores namentlich nicht benannt ist, begannen diese gemein-sam zu üben. Die Gelder zur Beschaffung der vier Instrumente wurden
aus der Vereinskasse bewilligt.

 In dem Erzgebirgischen Nachrichten- und Anzeigenblatt Marienberg Nr. 56 vom 12.05.1894 wurde berichtet, dass Adam Schäfer von 1879 bis 1901 in  Marienberg wohnte. Er war in dieser Zeit Musikführer an der hiesigen Unteroffiziersschule. Man ersuchte ihn, die zu der Zeit unbesetzte Musikdirektorenstelle im Nebenamt zu begleiten, was aber beim ersten Anlauf von den zuständigen Dienststellen nicht genehmigt wurde. Nach einem neuen Ersuchen wurde aber diesem stattgegeben. Für eine entsprechende Vergütung übernahm er die Leitung der Kirchenmusik. Man kann davon ausgehen, dass der Posaunenchor hier mit einbezogen war.

 Schon nach kurzer Zeit konnten die Bläser zu Familienabenden und Vereinsversammlungen ihre Instrumente erklingen lassen. Auch an einem Kreisbläsertreffen in Pockau nahmen sie teil.
  
Das Vereinsleben war in einer Satzung geregelt. Einige Auszüge daraus:
 1. Nachdem oben genannter Verein einen Posaunenchor gegründet, ist derselbe auch
     verpflichtet, in Anbetracht der guten und teuren Instrumente, nachstehende
     Bestimmungen zu treffen, um auch größte Garantie zu haben.
 2. Jeder Bläser ist verpflichtet, sein Instrument nebst allen anderen Gegenständen, wie
     Bücher, Notenhalter und  anderes vor jeder Art Beschädigung zu bewahren.
 3. Alle Gegenstände sind rein und sauber zu halten.
 4. Das Instrument ist nur im geputzten Zustand zu jeder Übungsstunde mitzubringen.
 5. Alle abhanden gekommenen Sachen und Teile sind zu ersetzen.
 6. Jeder Bläser hat die Verpflichtung, nicht nur ein fleißiger Besucher der Übungsstunden
     zu sein, sondern auch der regelmäßigen Versammlungen.
 7. Werden vorstehende Bestimmungen nicht gewissenhaft erfüllt, so ist Ausschluss aus
     dem Chor oder Verein möglich.
 8. Regelmäßiger Alkoholgenuss kann zu Ausschluss aus dem Chor oder Verein führen.
Alle Bläser, bei minderjährigen Bläsern auch der Vater, verpflichten sich, durch eigenhändige Unterschrift, das zu erfüllen bzw. zu beaufsichtigen und für alle fahrlässigen Schäden zu haften.

 Es wurden weitere Bläser gewonnen, jedoch die Fluktuation war so groß, dass
das Blasen nach der Jahrhundertwende nicht mehr möglich war. So ruhten die Instrumente
teilweise im Vereinsarchiv.

In einer Festschrift zum "14.SächsischenLandesposaunenfest",
das vom 23.- 25.April 1910 in Marienberg abgehalten wurde, steht:
“Hoffentlich erweckt das Posaunenfest, das in den Mauern unserer
Stadt gefeiert wird, neue Begeisterung und nachhaltige Belebung für eine Wiedergründung eines Posaunenchores.“ Dieser Wunsch ging in jenem Jahr noch in Erfüllung. Pastor Spranger konnte mit 12 Bläsern im Jahre1910 einen Neuanfang schaffen. Im „Erzgebirgischen Nachrichten - und Anzeigeblatt“
vom 25.11.1910 steht folgende Notiz:
Zum 25- jährigen Jubelfest des Zöblitzer Evangelischen Männer-
und Jünglingsverein konnte der Posaunenchor erstmalig wieder
öffentlich auftreten. Zum Reformationsfest blies selbiger im Gasthof Hirschstein zu einem Familienabend. Eine Postkarte zeigt
die vier Bläser von 1894, eine andere die 10 Bläser von 1910.

Es hat aber nach 1901 dennoch Bläser gegeben, das beweisen die im Posaunenarchiv einge-lagerten Programme des Posaunenfestes von 1901 in Reichenbach, 1905 in Plauen, 1906 in Döbeln, 1908 in Glauchau und 1909 in Großenhain, wo Marienberger Bläser sicherlich beteiligt waren.

 Die Zeit des 1.Weltkrieges ging an den Bläsern des Posaunenchores nicht ohne 
nachhaltige Spuren vorüber. So war erst 1921 regelmäßiges Blasen unter der Leitung
des Kirchensekretärs Max Grämer wieder möglich.

 In dieser Zeit waren auch Bläser von Gebirge und Gelobtland dabei. Diese Zeit war geprägt von Johannes Kuhlo, der auch der“ Posaunengeneral“ genannt wurde. Seine sehr tiefe christliche Einstellung war es, die ihn dazu bewog, durch die Einführung der Klavierschreibweise die Posaunenchöre von den weltlichen Chören zu trennen. Er bearbeitete Choräle, Volkslieder und freie Bläsermusiken in dieser Schreibweise für die Posaunenchöre. Wir blasen auch heute gern wieder einmal einen solchen Satz von ihm.

 1928 kam Herbert Barthel in den Chor. Er berichtete mir, dass zu dieser Zeit die Übungsstunden in Gebirge abgehalten wurden. Der Chor blies zu allen kirchlichen Festen, vom Turm, Grußblasen zu den verschiedensten Anlässen in der Öffentlichkeit, auf Straßen und Plätzen. Im Jahr 1929 konnte Herbert Barthel am Muttertag ohne die Bläser von Gebirge und Gelobtland blasen. Er hatte in diesem Jahr die Leitung übernommen. Zu den Bläsern zählten auch seine Brüder. Ein Bild aus dem Jahre 1931 zeigt, dass dem Chor 10 Bläser angehörten.

 1941 war das gemeinsame Blasen nicht mehr möglich. Die Bläser wurden auch in den Kriegsdienst eingezogen. Das Leid machte auch vor den christlichen Familien nicht halt. Im Jahre 1949 kehrte Herbert Barthel aus der Gefangenschaft zurück. Er schrieb: „Mit Dank erfüllt über die Rückkehr suchte ich wieder Bläser zusammen, um wieder zu blasen“. 1950 konnte der Chor schon 43 Einsätze zählen“. Nur der Kauf von Notenmaterial war aus finanzieller Sicht nur begrenzt möglich. So schrieben Rudi Günther und Christian Barthel die Noten auf Transparentpapier, und Rudi Günter hat sie dann im Lichtpausverfahren in seiner Arbeitsstelle vervielfältigt und zu kleinen Heftchen zusammengestellt. In dieser Zeit gab es aus politischer Sicht noch keine Einschränkungen.

 Nach 1961 wurde dann so Manches verboten. Wie zum Beispiel  Waldgottesdienste, blasen im Krankenhaus, in der Pflegestation in Reitzenhain oder Grußblasen auf öffentlichen Straßen und Plätzen.
Spitzenleistungen vollbrachte der Chor 1953. In diesem Jahr
konnten 111 Einsätze geblasen werden.
1954, zum  60. Geburtstag,
gehörten 20 Bläser dem Chor an.
Zu besonderen Anlässen wurde auch vom Kirchturm geblasen.
Das Waisenhaus, als es noch im Besitz der Stiftung war, bot
reichlich Raum und Platz zum Feiern und Fröhlichsein mit der Gemeinde.

 1955 unternahm der Chor die erste Ausfahrt nach Oberwiesenthal. Ihr folgten weitere in die Sächsische Schweiz und in das Vogtland. 1972 fuhren wir mit dem Pkw in die CSSR nach Kadan. Ohne Erlaubnis hielten wir einen Gottesdienst ab, zu dem der damalige Sup. Baltzer die Predigt hielt, die von einem tschechischen Forstingeneur übersetzt wurde. Das war ein besonderes Ereignis, da sich während des Gottesdienstes der Gemeindesaal mehr und mehr füllte. In unserer Stadt konnten wir 1953 und 1969 Ephorale Posaunenfeste abhalten.

 Bis 1969 leitete Herbert Barthel den Posaunenchor mit aller
Hingabe. Er erkrankte jedoch in diesem Jahr schwer und konnte
die Leitung nicht weiter führen.


 Frieder Meier, der durch die Einheirat nach Marienberg kam, wurde die Aufgabe der Chorleitung im gleichen Jahr angetragen. Es ist ihm geschenkt, bis zum heutigen Tage diese Aufgabe auszufüllen.

1971 luden wir zum  Kreisposaunenfest ein. 480 Bläser nahmen daran teil. Öffentliches Blasen wurde nicht erlaubt, so wichen wir auf den Friedhof aus. Die dazu notwendigen Anträge sind als Kopie unseren Unterlagen beigefügt. Für alle Bläserauftritte  im öffentlichen Bereich mussten Genehmigungen bei der Meldestelle der Volkspolizei bis zur Wende eingeholt werden.

  Seit dem Jahre 1975 gibt es  kein Turmblasen zu Silvester mehr. Der Lärm um die Kirche herum nahm so stark zu, so dass im Bereich des Marktes kaum noch etwas zu hören war. Auch die Verbindung zur Katholischen Kirche wurde hergestellt. Der Kontakt wurde geknüpft durch das 1973 ausgesprochene Verbot, im Krankenhaus zu blasen. Nach Rücksprache mit Pfarrer  Rittner von der Katholischen Kirche durften wir vom dortigen Gelände den Patienten dennoch unsere Lieder bringen. So blasen wir nun auch in der Katholischen Kirche zu ökumenischen Veranstaltungen und auch zu Fronleichnam.
Auch die Methodistische Gemeinde nahm unseren Dienst sehr gerne an. Selbige hat nun aber einen eigenen Posaunenchor.

 Im städtischen Bereich blasen wir auch zu den verschiedensten Anlässen. So zum Beispiel vor der Kirche, auf dem Weihnachtsmarkt, zur Gewerbeschau, zum Kinder-
und Straßenfest, an altersgerechten Wohnblöcken, auf dem Goldkindstein, zum Volkstrauertag, im Krankenhaus, zu Stadtjubiläen oder zum Berggottesdienst. Seit der Wende gestalten wir monatlich im Altenheim “Haus Lauckner“ und im „Haus Hoffnung“ eine Geburtstags-feier für alle, die im vergangenen Monat Geburtstag hatten.

 Durch die Wiedervereinigung knüpfte der Posaunenchor den Kontakt zur Partnergemeinde in Dannenberg, der leider nicht mehr gepflegt wird.

Im April 1994 feierte der Posaunenchor Marienberg
                                                             seinen 100. Geburtstag
!

Aus diesem Anlass wurde dem Posaunenchor vom Bürgermeister
unserer Bergstadt Marienberg, Herrn Wittig, die "Ehrenplakette in Weiß" verliehen.

 Seit  1992 gibt es auch einen Ephoralen Bläserkreis , in dem sich vor allem unsere jüngeren Bläserinnen und Bläser aus den Posaunenchören der umliegenden Gemeinden arrangieren. Seit 2012 nennt sich dieser „Marienberger Bläserkreis“ und gestaltet eine eigene Homepage:
www.blaeserkreis-marienberg.de.

Zum 475 - jährigen Stadtjubiläum 1996 war auch der
Posaunenchor im Rahmen der Kirchgemeinde mit eingebunden.

 

 1997 besuchten wir das Kreisposaunenfest der Partnergemeinde in Meppen. Auch davon sind Bilder im Fotoalbum zu sehen.

Frieder Meier feierte am 28.04.2004  > 35 Jahre < Chorleiterjubiläum !!!
Der Posaunenchor Marienberg feierte 2004 seinen 110. Geburtstag.
Dazu fand am 25./26.September 2004 ein Ephorales Posaunenfest in der St.Marienkirche zu Marienberg statt.

 Im Januar 2005 umrahmte der Ephorale Bläserkreis  erstmalig mit einigen Bläserstücken den Neujahrsempfang des Bürgermeisters unserer Bergstadt. Dieses ist indes schon zur Tradition geworden. Ebenso ist der Bläserkreis an der Ausgestaltung des Festaktes zum 3.Oktober sowie zu den Weihnachtskonzerten des Heimatchores beteiligt.

 Es kommen immer wieder einmal neue Auftritte hinzu, wie z.B. das Blasen zu den Metten-
schichten auf dem Pferdegöpel in Lauta. Die Mettenschichten erfreuen sich einer sehr großen Beliebtheit. Für unsere Marienberger Bergknappschaft gestalten wir die Mettenschichten und das Berghauptquartal jährlich mit aus. Für die Auftritte mit unserer Bergknappschaft stiftete die Stadt 2012 die Jacken vom Habit und 2013 die dazu passenden Kappen, wofür wir uns sehr bedanken.

 An vielen Großereignissen der Posaunenmission beteiligte sich der Posaunenchor,
so am: 53. Landesposaunenfest in Chemnitz
Kirchentag in Dresden                                1975
Kirchentag in Leipzig                                  1978
Posaunenfest in Leipzig                               1987
Posaunenfest in Leipzig                               1997
Posaunenfest in Schneeberg                        2000
Posaunenfest in Leipzig                               2008
Posaunenfest in Zwickau                             2012
und an den Ephoralen Posaunenfesten im Kirchenbezirk.


  Erwähnenswert sind auch die gestickten Wimpel, die Irene und
  Heinz Seiler zu den  Jubiläen 60 Jahre, 75 Jahre und
  100 Jahre Posaunenchor Marienberg
 
fertigten.



 


Wir sind sehr dankbar, dass es immer wieder Kinder, Jugendliche und auch ältere Menschen gibt, die sich in einem solchen Dienst üben. Möge es uns geschenkt werden, dass es immer wieder Interessenten gibt, die mit ihren Instrumenten sich dieser schönen Aufgabe stellen zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen.

2014 feierte der Posaunenchor Marienberg sein 120-jähriges Jubiläum.
Am 03.Mai um 17 Uhr fand eine Festmusik "Durch die Zeiten"
und am 04.Mai um 9:30 Uhr ein Festgottesdienst statt.

Seit ca. 2000 sind zwei Gruppen des Posaunenchores in der Regel einmal im Monat in den
Altenheimen "Haus Lauckner" und "Haus Hoffnung" zu einem Geburtstagsblasen unterwegs.



Am 26.05.2019 feierte der Posaunenchor Marienberg sein 125-jähriges Jubiläum und der Ephorale Bläserkreis sein 25-jähriges bestehen!
Außerdem feierte unser Chorleiter sein
50-jähriges Chorleiterjubiläum!

 

Seit 2022 hat der Posaunenchor Marienberg eine neue Leitung.
Den PCM leitet jetzt ein Dreierteam,
nämlich Matthias Meier, Mario Brand und Daniel Steinert.
Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen und für Ihren Dienst Gottes Segen!

Der Posaunenchor Marienberg feiert 2024
sein 130-jähriges bestehen!

www.posaunenchor-marienberg.de

© PCM 07/2024

(Aus der Chronik des Posaunenchores)